Mitten im malerischen Lainsitztal im nordwestlichen Teil des Waldviertels liegt die Kastralgemeinde Unserfrau. Einzigartig in Österreich, hat der Name mit Notre Dame einen recht berühmten französischen Namensvetter. So manch einer wird sich beim Anblick des Ortsnamens jedoch wundern: Wer ist diese ominöse Dame, die die Ortschaft als die ihre bezeichnet?
Die Lösung des Rätsels ist in der Legende zur Entstehung des Ortes zu finden: Nach einer großen Überschwemmung der Lainsitz im zwölften Jahrhundert, fand man auf einem Sandhügel im heutigen Unserfrau eine Marienstatue angeschwemmt. Diese wurde sogleich in der nahen Kirche von Altweitra aufgestellt, doch am nächsten Morgen war sie verschwunden. Bei einer Suche fand man sie an jenem Ort, wo sie am Vortag aufgefunden worden war. Wieder brachte man die Statue nach Altweitra - wieder verschwand sie auf unerklärliche Weise über Nacht zurück an ihre Fundstelle.
Eine Frau berichtete schließlich, sie habe einen Engel gesehen, der die Marienstatue mit ernster Miene zurück nach Unserfrau brachte. Zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria baute man an dieser Stelle eine Kapelle für die Statue, die Ursprungskapelle der Pfarre "Unsere liebe Frau am Sande". Davon leitet sich auch der Name der Ortschaft ab.
Wundersame Heilungen im Heilbad
In der ersten Nacht nach der Fertigstellung der Kapelle entsprang neben der Kapelle eine Quelle mit heilkräftigem Wasser. Bald entwickelte sich daraus ein Heilbad, das die Beliebtheit des Wallfahrtortes in hohem Maße steigerte. Besonders durch 13 urkundlich erwähnte, wundersame Heilungen sorgte das Bad für großes Aufsehen, wodurch sich im 17. Jahrhundert ein regelrechter Wallfahrtskult um Unserfrau entwickelte. Im 18. Jahrhundert ebbte die Beliebtheit von Unserfrau als Wallfahrtsort allmählich ab, bis man ihn gegen Ende des Jahrhunderts gemeinsam mit der dort ansässigen Liebfrauenbrüderschaft aufhob. Die Gemeinde selbst blieb jedoch bestehen.
Verbindung zu Frankreich
Nicht nur religiöse Wunder prägen die Chronik des Ortes, auch eine besondere Beziehung zu Frankreich hält die Geschichte parat. So zeigte sich die Ortschaft im Winter 1809 den französischen Soldaten gegenüber äußerst hilfsbereit. Nachdem Österreich den fünften Koalitionskrieg gegen Frankreich im April des Jahres verloren hatte und darauffolgend im Oktober der Frieden von Schönbrunn beschlossen worden war, befanden sich die siegreichen Franzosen auf dem Rückzug aus Österreich.
Dabei kreuzte auch Unserfrau ihren Weg, wo sie einen Halt einlegten. Die Einwohner von Unserfrau empfingen die französischen Soldaten herzlich und gewährten ihnen insgesamt anderthalb Monate lang Unterkunft. Auch wenn die Verpflegung der Soldaten den Bewohnern einiges abverlangte, so taten sie ihr Möglichstes, um den Franzosen ein guter Gastgeber zu sein.
Enge Gemeinschaft zu Altweitra
Heute ist die Ortschaft Unserfrau Teil der 1001-Einwohner Gemeinde Unserfrau-Altweitra, die auf über 40 qkm insgesamt sieben Katastralgemeinden umfasst. Trotz der engen geschichtlichen Verbindung zwischen den beiden Gemeinden, entstand die finale Zusammenlegung der beiden Orte zusammen mit den fünf anderen Kastralgemeinden um die Marienwallfahrtskirche erst 1971. Großes Thema dabei: der zukünftige Name der neuen Gemeinde.
Die Namensgebung führte vor allem zwischen den beiden Kastralgemeinden Unserfrau und Altweitra zu einem kurzfristigen Zwist. War Altweitra doch die einwohnerstärkste und größte Ortschaft der sieben Kastralgemeinden, so stellte Unserfrau mit Oberschulrat Othmar Österreicher den frisch-gewählten Bürgermeister der fusionierten Gemeinde im Waldviertel. Dieser plante den zukünftigen Gemeindesitz in Unserfrau.
Die List des ersten Bürgermeisters
Der Bürgermeister besänftigte die Altweitraer, indem er ihnen das Versprechen gab, beide Ortschaften im Gemeindenamen zu erwähnen und Altweitra dabei an erster Stelle zu nennen. "Altweitra-Unserfrau" sollte der zukünftige Name der Gemeinde lauten. Bei der Meldung an die zuständigen Behörden gab er als Gemeindenamen jedoch "Unserfrau-Altweitra" an. So wurde der Streitfrage ein jähes Ende gesetzt.
Mit der Gemeinde-Fusion ist der Dorfcharakter der einzelnen Ortschaften dem Flair einer stattlichen Gemeinde gewichen. Neben zahlreichen Betrieben, Kinderbetreuungseinrichtungen und Sportmöglichkeiten, wird die Ortskultur auch von einem regen Vereinsleben geprägt: Insgesamt sechs freiwillige Feuerwehren, Sportvereine, ein Fischer- und ein Truckerverein bieten ein attraktives Angebot zur Freizeitgestaltung im Lainsitztal.
Quelle:
Panorama - Informationsplattform des Gemeindebundes, Kommunalnet
Autorin: Lisa Gressenbauer, 17.11.2016
Unserfrau 21
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